Dachstuhl vs. Dachkonstruktion: Ein Vergleich

Wenn man bei einem Richtfest den noch unbedeckten Dachstuhl betrachtet, könnte man leicht annehmen, dass die Begriffe Dachstuhl und Dachkonstruktion dasselbe bedeuten, zumal sie im alltäglichen Sprachgebrauch oft synonym verwendet werden. Dies ist jedoch nicht ganz korrekt. Um die Bestandteile eines Dachstuhls zu verstehen, sollte man sich den gesamten Dachaufbau genauer anschauen:

Zuerst wird der Dachstuhl auf das Haus gesetzt. Daraufhin werden die Sparren angebracht und schließlich kommt die Dacheindeckung darauf. Interessant ist hierbei die Wortherkunft: Der Begriff „Stuhl“ ist bereits seit dem 16. Jahrhundert im Deutschen belegt und bezeichnet ein Gestell, auf dem etwas anderes ruht.

Dachformen wie das Satteldach, Walmdach oder Krüppelwalmdach prägen das Erscheinungsbild eines Hauses, und für jede Form gibt es spezielle Dachstuhlkonstruktionen, die sich für die jeweilige Dachform eignen. Manchmal können auch Kombinationen verschiedener Dachstuhlkonstruktionen für die Planung interessant sein.

Häufig besteht der Dachstuhl bei Wohngebäuden aus Holz, während bei größeren Gebäuden auch Stahlbeton oder Eisen als Material für die Tragglieder verwendet wird. Im deutschsprachigen Raum sind vor allem drei Arten von Dachstühlen verbreitet, die sich durch ihre Vor- und Nachteile unterscheiden. Bei der Wahl des richtigen Dachstuhls für ein Bauvorhaben spielen viele Faktoren eine Rolle. Ein Dachstuhl muss verschiedene Anforderungen erfüllen, darunter das Selbsttragen sowie das Tragen der Sparren und der Dacheindeckung. Er muss außerdem in der Lage sein, Kräfte wie Schnee- und Windlast aufzunehmen, und die Dachstuhlkonstruktion muss stabil genug sein, um die Schalung für den Innenausbau zu tragen.

Die Bauteile einer hölzernen Dachstuhlkonstruktion tragen verschiedene Bezeichnungen: Stützen oder Stiele werden auch als Stuhlsäulen oder Stuhlpfosten bezeichnet. Zusammen mit Rähmen, Streben und Schwellen bilden sie den längs zum First verlaufenden Verband der Stuhlwand. Die Schwelle, die unter den Stuhlpfosten zur Lastverteilung verläuft, wird auch als Stuhlschwelle bezeichnet.

Es gibt verschiedene Varianten von Dachstühlen, wie den stehenden oder liegenden Stuhl, sowie das Hängewerk und Sprengwerk, die jeweils in einfacher oder doppelter Ausführung sowie in Kombination mit verschiedenen Dachformen wie Sparrendach, Pfettendach oder Kehlbalkendach auftreten können.

Das Sparrendach ist eine klassische Dachstuhlvariante in Nordeuropa, die ohne Stiele auskommt und die Last auf den Ringbalken oder Kniestock nach außen abführt, was viel Freiheit für den Grundriss der tragenden Innenmauern bietet. Ein Sparrendach passt besonders gut zu einem Satteldach mit einem Neigungswinkel von über 30 Grad und ermöglicht eine optimale Nutzung des Innenraums, da keine störenden Stützbalken vorhanden sind.

Der Pfettendachstuhl, eine Weiterentwicklung des römischen Daches, leitet die Kraft über Pfosten auf tragende Innenwände ab. Auch wenn diese Ständer beim Innenausbau nicht entfernt werden können, ermöglicht ein Pfettendach eine flachere Dachneigung als ein Sparrendach.

Beim Kehlbalkendachstuhl, einer Weiterentwicklung des Sparrendachstuhls, werden zwischen den Sparrenpaaren horizontale Balken eingebaut, was zusätzliche Auflager schafft und die Durchbiegung der Sparren verhindert. Die Anschlüsse der Kehlbalken befinden sich idealerweise in der Sparrenmitte, um den Biegemomenten standzuhalten.

Um den Anforderungen der aktuellen Energieeinsparverordnung zu entsprechen, ist eine fachgerechte Dachstuhl-Isolierung entscheidend. Je nach Dachtyp kommen verschiedene Dämmmethoden wie die Aufsparren-, Zwischensparren- oder Untersparrendämmung zum Einsatz, die entweder alleinstehend oder in Kombination verwendet werden können.