Diffusionsoffenes Bauen für gesundes Raumklima

Baumaterialien, die diffusionsoffen sind, erlauben Wasserdampf, durch sie hindurchzutreten. Das bedeutet, sie können Feuchtigkeit aufnehmen und auch wieder abgeben, was für die Regulierung des Feuchtigkeitshaushalts in Gebäuden wichtig ist. Dieser Vorgang ist vergleichbar mit dem Prinzip der Diffusion, bei dem ein Ausgleich zwischen verschiedenen Umgebungen stattfindet – hier allerdings spezifisch bezogen auf Wasserdampfmoleküle.

Die Fähigkeit eines Bauteils, Wasserdampf durchzulassen, hängt von seiner Dicke sowie dem materialabhängigen Widerstand, dem sogenannten µ-Wert, ab. Der daraus resultierende SD-Wert (SD-Wert = s x µ) gibt an, wie dampfdurchlässig eine Wand ist. Ein niedriger SD-Wert zeigt eine hohe Diffusionsfähigkeit an. So kann beispielsweise ein SD-Wert von 10 anzeigen, dass Wasserdampf so lange für die Diffusion durch eine Wand braucht, wie durch eine 10 Meter dicke Luftschicht.

Im Inneren von Wohnräumen erzeugen Menschen kontinuierlich Feuchtigkeit durch Duschen, Kochen und Atmen, was sich auf bis zu 12 Liter Wasserdampf pro Tag für eine vierköpfige Familie summieren kann. Wandmaterialien, die nicht ausreichend diffusionsoffen sind, können zur Feuchtigkeitsansammlung und in der Folge zu Schimmel führen, was sowohl die Gesundheit als auch die Bausubstanz beeinträchtigt. Daher ist es notwendig, entweder für regelmäßige Stoßlüftung zu sorgen oder eine Lüftungsanlage zu installieren, wenn die Wände nicht genügend diffusionsoffen sind.

Die Auswahl von Materialien mit einem geringen µ-Wert ist entscheidend für eine diffusionsoffene Bauweise, um den Feuchtigkeitstransport durch die Wandkonstruktion zu optimieren. Bei der Planung von Kellern, Dachböden oder bei der Gebäudesanierung ist es zentral, die Diffusionseigenschaften der eingesetzten Materialien zu berücksichtigen. Zwar sorgte vor der Energieeinsparverordnung (EnEV) von 2016 die Luftzirkulation für einen natürlichen Feuchtigkeitsausgleich, doch heute erfordert die Balance zwischen Wärmedämmung und diffusionsoffener Bauweise eine sorgfältige Planung.

Zu beachten ist auch, dass nachträgliche Veränderungen wie das Streichen von diffusionsoffenen Tapeten mit weniger geeigneten Farben wie Kunstharzdispersionsfarbe oder Latexfarbe die Diffusionsfähigkeit der Wände stark einschränken können. Stattdessen sollten Naturfarben, Lehmfarben oder Lehmputz verwendet werden. Bei der Verwendung von Vliestapeten ist zu bedenken, dass die notwendigen Spezialkleber die Diffusionseigenschaften mindern können. Bei Unterspannbahnen, die zum Einsatz kommen, wenn das Dach gedämmt wird, sollten solche mit einem µ-Wert von unter 0,5 bevorzugt werden, um die Durchlässigkeit für Wasserdampf zu gewährleisten.