Fertigbau: Effizienz & Vielfalt im Baugeschehen

Fertigbauweisen spielen eine zentrale Rolle in der modernen Bauindustrie, da sie Zeit und Kosten sparen und gleichzeitig eine hohe Qualität gewährleisten. Hochwände, wie sie beispielsweise für Gefängniseingrenzungen verwendet werden, sind oft aus vorgefertigten Bauteilen zusammengesetzt, ein Prinzip, das auch bei historischen Konstruktionen wie der Berliner Mauer oder den israelischen Sperranlagen zu finden ist.

Im Bereich der erneuerbaren Energien sind Betonelemente ebenso unverzichtbar, besonders bei Windkraftanlagen im Binnenland, wo hohe Türme benötigt werden. Die unteren Abschnitte solcher Hybridtürme bestehen häufig aus Fertigbetonteilen.

Die Infrastruktur für Versorgungsleitungen, darunter Kanalisationsnetze und Bahnstrecken, wäre ohne die Anwendung von Fertigbauelementen kaum denkbar. Auch bei der Verlegung von Wasser- und Abwasserrohren sind zusammensetzbare Betonrohre mit unterschiedlichen Durchmessern Standard.

Weitere Anwendungen finden sich bei der Konstruktion von Schachtbrunnen, Kleinkläranlagen, Zisternen und Kontrollschächten, die mit genormten Betonschachtringen gemäß DIN 4034 errichtet werden.

Im Straßenbau sind Betonelemente ebenfalls weit verbreitet, von Randsteinen über Winkelstützwände und Böschungssteine bis hin zu Gehwegen aus Betonpflaster oder Verbundsteinen. Absperrungen auf Baustellen bestehen oft aus sogenannten New Jersey-Elementen, und selbst Flugpisten und Rollfelder können aus vorgefertigten Betonplatten bestehen, die häufig direkt vor Ort gegossen werden.

Brücken für Fußgänger und Radfahrer sowie teilweise Straßen- und Eisenbahnbrücken werden oft aus Fertigteilen errichtet, die im Ausland sogar als Komplettfertigteile zum Einsatz kommen.

Der Tunnelbau bedient sich der Tübbing-Bauweise, bei der vorfabrizierte Segmente das Tunnelgewölbe bilden, und auch für unterirdische Werkleitungskanäle werden ähnliche Methoden verwendet.

Betonmasten für Freileitungen und elektrische Bahnen sowie kleinere Sendetürme bestehen aus einem oder mehreren Betonelementen. Zudem gibt es Betonblöcke, die sich ähnlich wie Spielzeugsteine flexibel zusammensetzen lassen und für temporäre Sperranlagen genutzt werden können.

Die Palette der Fertigteile umfasst verschiedene Bauarten. Massiver oder monolithischer Stahlbeton ist die Grundlage für viele Bauteile wie Treppenstufen, Pflastersteine, Stützen und Träger. Die Verbindung der Teile erfolgt über Vergusstaschen oder spezielle Einbauteile, die mit Beton gefüllt werden.

Beim Brückenbau ermöglicht das Kontaktverfahren, auch Match Casting genannt, eine präzise Passform der Bauteile, die mit einer „trockenen Fuge“ vorgespannt werden können.

Für eine bessere Wärmedämmung können Wandelemente aus Betonfertigteilen mehrschichtig ausgeführt werden, mit Stahlbeton-Außenseiten und einer Dämmstofffüllung.

Schleuderbetontechnik wird zur Herstellung von Hohlteilen wie Rohren und Masten verwendet, während die Produktion von Halbfertigteilen das Schalen auf der Baustelle überflüssig macht. In Deutschland sind beispielsweise die meisten Stahlbetondecken Halbfertigteil-Elementdecken.

Die Wiederverwendung von Fertigteilen trägt zu einem nachhaltigeren Bauen bei. So werden Fertigteile aus dem ehemaligen DDR-Wohnungsbau recycelt, wobei die Qualität der Bauteile stärker von der Sorgfalt der Demontage als von der Substanz abhängt. Schätzungen aus dem Jahr 2010 bezifferten die Anzahl der potenziellen „Spendergebäude“ auf etwa 310.000, mit der Aussicht auf weitere.