Nachhaltige Bauwende: Mehr als nur Neubau?

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In einer Zeit, in der die Klimakrise und die Notwendigkeit, unsere Ressourcen zu schützen, immer dringlicher werden, stellt sich die Frage: Ist das aktuelle Vorgehen der Bundesregierung im Hinblick auf Neubauten noch angemessen? Die Architektur-Expertin Elisabeth Broermann äußert sich kritisch zu dieser Thematik und betont die Bedeutung nachhaltigen und sozial verantwortlichen Wohnens.

Frau Broermann sieht es als positiv an, dass die Neubauziele für das Jahr 2023 nicht erreicht wurden. Ihrer Meinung nach liegt die Lösung für den Wohnraummangel nicht einfach in dem Ruf nach immer mehr Neubau. Stattdessen sollten wir uns auf den vorhandenen Gebäudebestand konzentrieren, Materialien wiederverwenden und langsamer abreißen.

Der Bau von neuen Gebäuden trägt erheblich zu den CO2-Emissionen bei – in Deutschland sind es 40 Prozent. Diese Zahl steigt noch, wenn die Herstellung von Rohstoffen, die Transportwege und die Bauprozesse einbezogen werden. Daher betont Broermann die Wichtigkeit eines Umdenkens in Richtung nachhaltiges Bauen.

Das Potenzial für die Weiterentwicklung bestehender Gebäude ist groß. Laut einer Studie des Pestel Instituts und der TU Darmstadt könnten bis zu 4,3 Millionen Wohneinheiten in Deutschland durch die Nutzung von Leerständen, den Ausbau von Dachgeschossen und andere Maßnahmen geschaffen werden. Doch in den letzten Jahren wurde häufig im hochpreisigen Segment gebaut, was die Situation auf dem Mietmarkt nicht entspannt hat. Vielmehr ist bezahlbarer Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen notwendig.

Die Politik müsste hier intervenieren, zum Beispiel durch eine effektive Mietpreisbremse oder die Schaffung einer neuen Wohnungsgemeinnützigkeit, um den Schwund an Sozialwohnungen entgegenzuwirken. Gleichzeitig sollte die Spekulation eingedämmt werden, die Preise in die Höhe treibt, ohne neuen Wohnraum zu schaffen.

Auch wenn das Bauen im Bestand sinnvoll erscheint und grundsätzlich günstiger als Neubau ist, gestaltet sich die Umsetzung aufgrund der aktuellen Gesetzeslage schwierig. Die Architektur-Lehre und Bauordnungen sind oft auf Neubauten ausgerichtet und müssen an die Erfordernisse des Umbaus angepasst werden, um diesen zu erleichtern und wirtschaftlicher zu gestalten.

Trotz der vermehrten Nutzung von Homeoffice seit der Pandemie und der daraus resultierenden leeren Büroflächen, die man in Wohnraum umwandeln könnte, geschieht dies nur selten. Die Umwidmung ist aufgrund von Bebauungsplänen und planungsrechtlichen Hürden komplex. Um diese Herausforderung zu bewältigen, ist es essenziell, Bebauungspläne so zu entwickeln, dass sie eine vielfältige und belastbare Stadtentwicklung ermöglichen.

Elisabeth Broermann, die Autorin des Originalartikels, plädiert somit für eine nachhaltige und soziale Herangehensweise an den Wohnungsbau, die den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gerecht wird.