Die Baubranche in Deutschland sieht sich aktuell mit einer wachsenden Herausforderung konfrontiert – einen anhaltenden Mangel an Aufträgen und eine zunehmende Anzahl von Stornierungen. Laut einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts in München hat sich die Situation im Oktober weiter zugespitzt. So verzeichneten 22,2 Prozent der befragten Unternehmen abgesagte Bauvorhaben, ein Anstieg im Vergleich zu den 21,4 Prozent im Vormonat September.
Die Ursachen für diese bedenkliche Entwicklung sind vielseitig. Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, weist auf die gestiegenen Zinsen und die hohen Baupreise als Hauptfaktoren hin, die mehr und mehr Bauprojekte zum Scheitern bringen. Dies führt dazu, dass das Neugeschäft im Wohnungsbau sehr schwach bleibt und die Auftragsbücher der Firmen zunehmend leerer werden. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich das Ausmaß der Problematik deutlich: Während im Oktober 2022 nur 18,7 Prozent der Betriebe über einen Auftragsmangel klagten, sind es nun fast 50 Prozent.
Diese Entwicklung hat nicht nur direkte Auswirkungen auf die betroffenen Unternehmen, sondern auch auf die Gesamtwirtschaft. Jedes zehnte Unternehmen berichtet bereits über Finanzierungsschwierigkeiten und das Barometer für die Geschäftserwartungen liegt bei alarmierenden minus 63,9 Punkten. Der Wohnungsbau, der besonders unter den erhöhten Zinsen und Materialkosten leidet, sieht sich mit unrentablen Projekten konfrontiert – ein Zustand, der insbesondere in Großstädten zu einem sozialen Problem anwachsen könnte, da bezahlbarer Wohnraum knapp wird.
Die Schwächephase der Baubranche ist auch für die gesamte deutsche Wirtschaft von Bedeutung, da das Bruttoinlandsprodukt im Sommerquartal bereits leicht gesunken ist und Experten für das aktuelle Quartal von einem weiteren Rückgang ausgehen. Dies könnte bedeuten, dass Deutschland am Rande einer Rezession steht. Der Autor des Originalartikels weist darauf hin, dass sich die Unternehmen auf harte Zeiten einstellen müssen, während die Suche nach Lösungen für die angespannte Lage im Wohnungsbau weitergeht.
