In Jena wird ein innovativer Ansatz verfolgt, um der Stadt mehr Einfluss auf die Entwicklung von Wohnraum und die Bekämpfung von überhitzten Bodenpreisen zu ermöglichen. Das sogenannte Jenaer Modell befähigt die Stadtverwaltung, strategisch Grundstücke zu erwerben – sei es von Investoren, die auf eine Wertsteigerung spekulieren, oder von Grundbesitzern, die noch nicht die Aufmerksamkeit potenzieller Bauherren erregt haben. Indem die Stadt das Baurecht an die Bedingung bindet, dass die Fläche zuvor an die Kommune verkauft wird, zu einem Preis, der von der Stadt festgelegt wird, nutzt sie ihre Verwaltungsmacht, um im Sinne des Gemeinwohls zu handeln. Dies könnte von manchen als eine Form von Druck ausgelegt werden, doch das Ziel ist, Spekulationen entgegenzuwirken und faire Bodenpreise zu sichern.
Stadtentwicklungsdezernent Christian Gerlitz betont, dass die Zeiten, in denen Grundstücke an den Höchstbietenden verkauft wurden, vorbei sind. Das Jenaer Baulandmodell soll die Stadt in die Lage versetzen, bis 2035 fast 5.000 neue Wohnungen zu schaffen, indem sie eine stärkere Rolle bei der Entwicklung von Wohngebäuden oder Wohngebieten übernimmt. Nach erfolgreicher Einflussnahme kann das Grundstück anschließend wieder vom Bauherrn zurückgekauft werden.
Das Modell ist nicht identisch mit dem über 125 Jahre alten Ulmer Modell. In Jena können Baugenehmigungen auch erteilt werden, wenn bereits entwickelte Konzepte vorliegen, sofern die Stadt ausreichend Mitspracherecht erhält. Sozialer Wohnungsbau, der oft nur mit staatlichen Zuschüssen realisierbar ist, ist im Jenaer Modell zwar keine Pflicht für Bauherren, doch die Stadt prüft genau, ob Fördermittel für ein Projekt beantragt wurden und setzt voraus, dass bei Verfügbarkeit von Förderungen mindestens 30 Prozent der Wohnungen als Sozialwohnungen zu einer Kaltmiete von 5,90 Euro pro Quadratmeter angeboten werden.
Aktuell besitzt die Stadt etwa 13 Prozent der bebaubaren Flächen und strebt eine Erhöhung auf 50 bis 66 Prozent an, basierend auf einer detaillierten Wohnbauflächenkonzeption. Der kommunale Immobiliendienstleister KIJ verfügt über ein Budget von 2,5 Millionen Euro für den Grundstückskauf, wobei die Abwicklung durch das derzeitige Personal von zwei bis drei Mitarbeitern limitiert ist – eine Aufstockung um vier Stellen ist geplant.
Das Jenaer Baulandmodell stellt einen Paradigmenwechsel dar, der Bodenspekulationen verhindern, Baukosten senken und den Wohnbau fördern könnte, während die Stadt mehr Kontrolle über die städtebauliche Qualität erhält. Dezernent Gerlitz sieht das Modell als Vorreiter für ostdeutsche Verhältnisse und hofft auf Nachahmer, wenngleich er betont, dass Geduld erforderlich ist, bevor die Effekte des Modells sichtbar werden.
Der Autor des Originalartikels legt dar, dass dieses Modell ein langfristiges Engagement erfordert, um seine volle Wirkung entfalten zu können.
