Beim jüngsten Besuch des renommierten Ökonomen Stefan Kooths bei einer Veranstaltung des Arbeitgeberverbands Oldenburg, wurde deutlich, dass für ihn eine genaue Diagnose der wirtschaftlichen Situation Deutschlands unerlässlich ist, um adäquate Lösungen zu finden. Kooths, der als Chef-Konjunkturforscher des IfW Kiel tätig ist, verglich die Volkswirtschaftslehre mit der Medizin – beide erfordern eine genaue Untersuchung, um die richtigen Maßnahmen ergreifen zu können.
In seiner Analyse griff er auf die Grundlagen der Ökonomie zurück: Angebot und Nachfrage regeln den Preis und führen zu einem Marktgleichgewicht. Der Ökonom, der an der Universität Münster promovierte und seit 2005 in der angewandten Wirtschaftsforschung tätig ist, zeigte sich erstaunt darüber, dass die Prinzipien, die bereits im ersten Semester gelehrt werden, selbst erfahrene Notenbanker überraschen können. Er bezog sich dabei auf den jüngsten Inflationsschub, der seiner Meinung nach nicht nur auf die Energiekrise zurückzuführen ist, sondern auch auf eine expansive Geldpolitik während der Corona-Pandemie.
Nach Kooths‘ Einschätzung muss der Wohnungsbau, der aktuell eine schwierige Phase durchläuft, ohne staatliche Bauanreize auskommen. Diese würden die Nachfrage künstlich erhöhen und dazu beitragen, die bereits hohen Preise zu konservieren. Der Ökonom sieht die Lösung darin, dass die Baupreise sinken müssen, und ist der Ansicht, dies sei auch möglich, ohne dass der Staat eingreift.
Mit Blick auf die deutsche Wirtschaft bleibt Kooths verhalten optimistisch. Es zeige sich zwar eine leichte Erholung, getragen von privatem Konsum und einer stärkeren Exportwirtschaft, allerdings sei die Wirtschaftsleistung Deutschlands insgesamt zurückgegangen, was langfristige negative Folgen haben könnte.
Kooths kritisierte auch die hohe Regulierungsdichte, die hohen Krankenstände, den demografischen Wandel und eine zu kleinteilige Dekarbonisierungsstrategie, welche die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands beeinträchtigen könnten. Er plädiert dafür, dass der Staat und die EU weniger interventionistisch agieren und Marktmechanismen nicht durch übermäßige Subventionen und Regularien stören sollten.
Zum Abschluss seines Vortrags betonte Kooths die Bedeutung ökonomischer Bildung, um ein grundlegendes Verständnis für die Mechanismen der Marktwirtschaft zu fördern, was nicht nur für Entscheidungsträger in der Politik, sondern auch für die Wähler selbst von Bedeutung sei. Dieser Artikel basiert auf dem Originaltext des Autors des Vortrags, Stefan Kooths.
