In der Welt des Städtebaus und der Wohnungspolitik liegt oft ein Schleier der Missverständnisse über der Berichterstattung, der diejenigen, die im Fachgebiet tätig sind, regelmäßig zum Stirnrunzeln bringt. Dieses Mal gibt Stadtplaner Maik Kiesler Einblick in seine Frustration über die manchmal irreführende Darstellung seines Fachbereichs. Die Protokollierung seiner Ansichten wurde von unserer Autorin Kathrin Hollmer übernommen. Für diejenigen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, steht unsere Redaktion für E-Mail-Kontakt offen.
Kiesler erinnert sich an einen Artikel in der „Zeit“ mit dem Titel „Höher, schneller, größer“, der sich mit dem Wohnungsmangel in Städten auseinandersetzte und vorrangig Neubauprojekte thematisierte. Er argumentiert, dass Neubau in angespannten Wohnungsmärkten, wie sie außerhalb Ostdeutschlands vorherrschen, nicht unbedingt zu sinkenden Mieten führt. Vielmehr kann dies dazu führen, dass die freiwerdenden Wohnungen aufgewertet und zu höheren Preisen vermietet werden.
Ein weiterer Kritikpunkt Kieslers ist die Auswahl der in den Medien zu Wort kommenden Experten. Während häufig Wirtschaftsexperten oder Immobilienvertreter interviewt werden, kommen Stadtplaner oder Stadtforscher nur selten zu Wort. Beispiele wie die Forderung von Olaf Scholz nach massivem Wohnungsbau, die an die Bauaktivitäten der 70er-Jahre erinnern sollen, werden von Kiesler als nicht zielführend erachtet, da die damals errichteten Siedlungen heute oft als unattraktiv gelten.
Kiesler lobt lokale und regionale Zeitungen für ihre differenzierte Berichterstattung und findet gelegentlich gut recherchierte Artikel in überregionalen Medien wie der „Süddeutschen Zeitung“ oder dem Deutschlandfunk. Was ihm jedoch oft fehlt, ist die Einordnung der Informationen, das Aufzeigen der Zusammenhänge hinter den Daten, wie es beispielsweise bei einer Grafik der „Zeit“ zur Mietpreisentwicklung der Fall war. Die Darstellung der Mieten in verschiedenen Städten ohne die Erklärung der Hintergründe hält er für zu oberflächlich.
Die Einblicke in die Diskrepanz zwischen medialer Darstellung und fachlicher Realität im Bereich Stadtplanung und Wohnungsbau sind ein wertvoller Beitrag zur Diskussion, der von Maik Kiesler, dem Autor des Originalartikels, geteilt wurde.